IM ÖKO-FELD „LEINDOTTER“

Eine fast schon in Vergessenheit geratene Kulturpflanze wird wiederentdeckt: In Eimke auf dem Bioland-Hof der Familie Ostermann hatten interessierte Landwirte*Innen am 29. Juli die Möglichkeit, sich im Rahmen einer Veranstaltung der Öko-Modellregion Heideregion Uelzen über den Anbau von Leindotter (Camelina sativa) und über die Weiterverarbeitung zu hochwertigen Bio-Leindotter-Produkten zu informieren. Eine Beschäftigung mit dem Leindotter, der auch als „Falscher Flachs“ bezeichnet wird, lohnt sich. Gerade für den ökologischen Landbau punktet die robuste Ölpflanze mit vielen Vorzügen. Sie zeigt eher geringe Ansprüche in Bezug auf Boden und Klima. Leindotter gedeiht auch auf Sandböden, ist tolerant gegenüber Trockenheit und Frost und unempfindlich gegenüber vielen Schädlingen.

Bio-Landwirt Jörg-Wilhelm Ostermann hatte Wissenswertes aus seinen Erfahrungen mit dem Leindotteranbau zu berichten. Seit drei Jahren baut er die Ölfrucht zu Vermehrungszwecken in Reinkultur und im Gemenge an. Die gelb blühende Pflanze aus der Familie der Kreuzblütler steht auf den Ostermann´schen Felder sowohl in Kombination mit Linse als auch mit dem „echten“ Lein. Da Leindotter durch seine allopathische Eigenschaft eine gute Konkurrenzkraft gegenüber Beikräutern besitzt und im Frühstadium Rosetten bildet, kann auf eine Unkrautregulierung mit dem Striegel in der Regel verzichtet werden. „Darauf reagiert die Pflanze vor allem im frühen Entwicklungsstadium empfindlich“, empfiehlt der pensionierte Anbauberater Dieter Hübner. Besonders erfreut ist Landwirt ist Jörg-Wilhelm Ostermann von der Wurzelkraft des Leindotters, die auf den Boden lockernd wirkt. Bis 60 Zentimeter reiche sie in den Boden und suche sich auch einen Weg durch Verdichtungen und sperrende Bodenschichten, ergänzt Hübner.

Die mit der Rosettenbildung einhergehende Bodenbedeckung sorgt darüber hinaus im Mischkulturanbau für einen guten Schutz vor Erosion. Für Insekten wie Wild- und Honigbienen ist der Leindotter eine Trachtpflanze, die mit der Blütezeit im Juni nach der Winterraps-Blüte zur Verbesserung der Bienenweide beiträgt. Den Teilnehmenden wurde von Ostermann und Hübner ebenfalls Grundlegendes zu Erntezeitpunkt und technischen Aspekten bei der Ernte vermittelt: Langsam fahren sei beim Leindotter angesagt, damit die Saat sich aus den Kapseln lösen kann. Ansonsten ist er leicht im Schnitt und neige auch nicht zu Wicklungen in der Trommel. Martin Peter Lähn von der öko-zertifizierten Elbmarsch Ölmühle Markt GmbH aus Echem informierte anschließend über seinen Betrieb und die Weiterverarbeitung des Leindotters zu hochwertigen Bio-Leindotter Produkten. Auch beim Leindotter gilt insbesondere für Betriebe, die diese Kultur neu im Anbau haben: Vorab sollte klar sein, wer die Ernte abnimmt. Ostermanns haben eine eigene kleine Ölpresse angeschafft, um ihre Ernte selbst zu verarbeiten. Eine Empfehlung, die Lähn auch den interessierten Landwirten in der Runde gibt, um die Wertschöpfung im eigenen Betrieb zu erzielen. Das Öl des Leindotters ist für die menschliche Ernährung sehr wertvoll. Es enthält viel Vitamin E, hat einen hohen Gehalt an Omega-6-Fettsäure, vor allem aber Omega-3-Fettsäuren und eine antioxidative Wirkung. Besonders geeignet ist es für die Zubereitung von Rohkost. Von der schönen, goldgelben Farbe und dem milden, erbsigen Geschmack konnten sich die BesucherInnen zum Abschluss bei einer kleinen Verkostung des Leindotteröls der Elbmarsch Ölmühle Markt GmbH überzeugen.